Wie das kanadische Unternehmen Emerald Health Therapeutics zum weltgrößten Cannabis-Produzenten aufsteigen will und so die Cannabis-Marktführerschaft erlangen will.
In Nordamerikas Cannabisbranche, einer Multimilliarden-Dollar-Industrie, liefern sich die Wettbewerber derzeit ein fulminantes Rennen um die Vormachtstellung. Bei einem der wichtigsten Teilnehmer handelt es sich interessanterweise nicht um einen mächtigen US-Konzern, sondern um eine kleinere kanadische Aktiengesellschaft aus Victoria, Hauptstadt der Provinz British Columbia. Emerald Health Therapeutics (TSX.V: EMH) (OTCQX: TBQBF) produzieren qualitativ hochwertiges medizinisches Marihuana – und nehmen im Wettbewerb um die Marktführerschaft keine Gefangenen.

Derzeit werden bei den Kanadiern Pläne geschmiedet, wie sie ihre Produktion soweit hochfahren können, um zum größten Anbauer von preiswertem Cannabis im Land aufzusteigen. Nach Angaben des Unternehmens werde man dies noch schneller schaffen, als ursprünglich geplant. Hierzu machen sie sich eine ausgeklügelte Finanzstrategie zunutze, die ich gleich erklären werde. Zunächst sollten Investoren aber erst einmal verstehen, worum es in diesem Spiel überhaupt geht.
Die Cannabis-Marktführerschaft ist als heiliger Gral fast in Reichweite
Kanadas größte Cannabis-Produzenten haben sich in den letzten Monaten in Stellung gebracht, um im wachsenden Gesundheitsmarkt möglichst große Stücke vom Kuchen zu ergattern. Solche Unternehmen, die schon in der Anfangsphase des legalen Cannabis-Geschäfts mit dabei waren, werden einen beispiellosen Wettbewerbsvorteil haben: Die frühzeitige Markenbindung unter rund acht Millionen Kanadiern – das ist etwa ein Viertel der gesamten kanadischen Bevölkerung.
Auf jährlich bis zu 10 Milliarden kanadische Dollar wird der Wert von Analysten beziffert, den der wachsende Trend zum Cannabis-Konsum mit sich bringen soll. Im nächsten Sommer geht der Handel endlich los. Nach Jahrzehnten des Verbots ist es das genannte Ziel der wenigen großen Produzenten, die voraussichtlich gewaltige Nachfrage dann auch bedienen zu können.
Sie alle haben bereits Pläne vorgelegt, wie sie in ihren High-Tech-Anlagen möglichst große Mengen erzeugen können. Teilweise erstrecken sich die Anbauflächen auf bis zu 47.000 Quadratmeter – in die größte Fläche würden sogar mehr als 20 Fußballfelder passen!
Die meisten dieser noch in der Entwicklung befindlichen Anlagen kosten dabei rund 100 Millionen kanadische Dollar, manche auch noch mehr. Bis sie vollständig in Betrieb genommen werden können, vergeht mehr als ein ganzes Jahr. Das Unternehmen Canopy Growth aus dem südöstlichen Ontario hat an dieser Stelle bereits eine Abkürzung gewählt: Sie haben ein Joint Venture mit einem großen Gemüseproduzenten gegründet, dessen Gewächshausflächen sie nutzen können. Emerald Health hat sich demgegenüber für einen anderen Ansatz entschieden, um seine Produktion hochzufahren. Wir halten diesen Weg für schneller und weniger risikoreich.
Die Größe zählt
Dr. Avtar Dhillon, Verwaltungsratspräsident von Emerald, war in seiner früheren Karriere Hausarzt. Er arbeitet zudem für ein US-Familienunternehmen, das in Kalifornien mittlerweile zum größten Produzenten von Obst und Gemüse aufgestiegen ist. Er verfügt daher über reichlich Expertise, wie man beträchtliche Größenvorteile erringen kann. In Kanada entscheid er sich zuletzt für den strategischen Schachzug einer vor kurzem bekanntgegebenen Partnerschaft mit Village Farms International Inc. (TSX: VFF). Das Unternehmen sitzt im Distrikt Metro Vancouver und hat im Jahr 2016 rund 206 Millionen kanadische Dollar Umsatz gemacht. In Nordamerika gehören Village Farms zudem zu den größten und fortschrittlichsten Produzenten von günstigen Nahrungsmitteln wie Tomaten, Paprika und Gurken. Mit diesem Bündnis kann ein bereits exisitierendes Netzwerk an modernen Gewächshausanlagen auch für den Anbau von medizinischem Cannabis umfunktionert werden – ein äußert profitables Projekt, das die Macher „Pure Sunfarms“ getauft haben. Nach eigenen Angaben habe Emerald dafür jüngst einen Antrag für die Anbaulizenz beim Gesundheitsministerium eingereicht.

In einem ersten Schritt stellen Village Farms für das Projekt 1,1 Millionen Quadratfuß (etwas über 100.000 Quadratmeter) hochmoderner Anbaufläche zur Verfügung. Darüber hinaus können im Rahmen des Abkommens letztlich insgesamt fast 5 Millionen Quadratfuß der gesamten Gewächshaus-Infrastruktur für den Cannabis-Anbau umgerüstet werden. Im Jahr ließen sich dadurch bis zu 300.000 Kilogramm getrocknetes Cannabis erzeugen.
Zudem können dabei auch weitere Cannabis-Nebenprodukte, wie etwa Öle, im hohen Maßstab hergestellt werden. Das macht durchaus Sinn, führt man sich vor Augen, dass sich die Umsätze mit den Ölen in Kanada praktisch alle 90 Tage verdoppeln. Mittlerweile übersteigern sie sogar die Erlöse aus dem herkömmlichen getrockneten Cannabis. „Es tobt ein erbitterter Machtkampf um die Cannabis-Marktführerschaft“ weiterlesen